MADISON VIOLET

Das kanadische Pop- und Folk-Duo Madison Violet ist ständig unterwegs – zwischen Konzertterminen, Plattenaufnahmen und Preisverleihungen wie dem internationalen John Lennon Songwriting Contest. Dennoch hat die Lead-Sängerin Brenley MacEachern Zeit für ein Interview mit uns gefunden.

WIR HABEN GLÜCK GEHABT!

Von einem Handy in einem Auto aus, irgendwo unterwegs auf den Straßen der englischen Grafschaft Devon erzählt uns Madison Violet von ihrer Musik, über Humor und Melancholie, Plattenaufnahmen und ihr neues Album.

Die Musikwelt wandelt sich
Das Akustik-Duo besteht aus Brenley MacEachern (Vocals, Akustikgitarre) und Lisa MacIsaac (Geige, Vocals u. a.) und tritt in der Regel mit einer Band auf. Die beiden arbeiten jetzt seit elf Jahren zusammen und haben eine treue Fangemeinde, die den ganz eigenen Sound des Duos liebt. Einen Sound und einen Stil, für den Kritiker den Begriff „City-Folk“ geprägt haben. Natürlich ist auch an diesem Duo der Wandel nicht spurlos vorüber gegangen, den die Musikwelt im vergangenen Jahrzehnt vollzogen hat.

„Klar, auch wir sind ein Teil dieses Wandels“, erklärt Brenley MacEachern, die Sängerin, Gitarristin und Songwriterin von Madison Violet. „Die Plattenverkäufe sind zurückgegangen, die digitale Ära hat begonnen und so weiter. Doch wir haben Glück gehabt! Die Leute kaufen immer noch Platten. Obwohl die junge Generation viel herunterlädt, doch andererseits erreichen Sie auf diese Weise auch viel mehr Leute.”

Musik ist subjektiv
Sie und ihre Duo-Partnerin Linda MacIsaac haben ihr Bestes gegeben, um sich in der Musikwelt zu etablieren. Und weil sie regelmäßig auf Tour sind, haben sie eine treue Anhängerschaft gewonnen. Ihre Musik scheint international gut anzukommen. Brenley sieht keine großen Unterschiede darin, wie das Publikum in den verschiedenen Ländern auf ihre Musik reagiert.

„Nein, Musik ist so subjektiv“, sagt sie. „Es ist ziemlich egal, wo in der Welt Sie gerade sind. Da gibt es sogar in den einzelnen Ländern von Gegend zu Gegend große Unterschiede. Manchmal sind die Leute im Norden eines Landes oder einer Region aufgeschlossener für Folk als im Süden. Also, nein, da gibt es keine großen Unterschiede.“

Viel auf Tournee unterwegs zu sein bedeutet, dass man eng zusammenrücken muss. Als ich Dave Davies von The Kinks erwähne, der über die einander ergänzenden Elemente in der Beziehung zu seinem Bruder, dem Lead-Sänger Ray Davies von The Kinks, erzählt hat, bemerkt Brenley: „Wir schreiben oft unsere Songs gemeinsam, wir schreiben sehr schnell und es funktioniert generell sehr gut. Natürlich gibt es auch mal Streit. Doch ich glaube, dass unser Zusammentreffen ein Glücksfall war – wir sind glücklich, dass wir einander gefunden haben. Es klappt toll zwischen uns.”

Wenn aus zwei Stimmen eine wird
Eine der besonderen Eigenschaften von Madison Violet sowohl auf der Bühne als auch bei Studioaufnahmen ist die Harmonie ihrer Stimmen. „Da haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen“, sagt Brenley. „Es ist nicht leicht, Stimmen zu finden, die so gut zueinander passen. Denken Sie an Simon & Garfunkel, bei denen aus zwei Stimmen eine wurde.”

Humor und Melancholie
Doch nicht alles ist pure Harmonie. Oft haben die Songs von Madison Violet etwas Doppelbödiges. Da entdeckt man Bittersüßes und einen Hauch von Melancholie und gleichzeitig Humor und Bodenständigkeit, in den Texten ebenso wie in der Musik und Instrumentierung.

„Wir möchten aber nicht zu düster werden“, meint Brenley. Vor den Aufnahmen zu ihrem jüngsten Album „No Fool for Trying“ (2009) hat Brenley ihren Bruder verloren, ebenso starb ein guter Freund von Lisa. „Das Gefühl von Melancholie ist also echt. Und doch gibt es auch sehr viel Hoffnung auf diesem Album – und die wird durch Mandolinen und Ähnliches ausgedrückt. Im Grunde unseres Herzens sind wir fröhliche Menschen!“

Auf guten Sound kommt es an
Und diese im Grunde ihres Herzens fröhlichen Menschen stehen ganz besonders auf guten Sound.

„Nichts geht über einen guten Stereo-Sound und tolle Lautsprecher“, sagt Brenley. „In unserem Studio arbeiten wir mir ProTools, in anderen mit dem, was gerade da ist. Es kommt immer nur darauf an, dass es gut klingt!“

Im September 2011 veröffentlicht Madison Violet ihr neues Album
„Wir haben einige neue Songs dafür geschrieben. Die Vorproduktion beginnt im Februar, die Aufnahmen beginnen dann im März. Ich glaube nicht, dass sich die Platte völlig von den früheren unterscheiden wird, doch mit der Zeit verändern sich die Songs immer ein wenig. Wenn zum Beispiel neue Musiker dazu stoßen, dann verändern sich die Dinge. Die neue Platte kann genauso eine Überraschung für Sie wie für uns werden!“

Mit diesen Worten verabschiedet sich Brenley auf ihrem Handy von unterwegs – von einer dieser Tourneen, für die die Band im vergangenen Jahrzehnt so viel Zeit und Energie aufgewendet hat. Höchste Zeit für Brenley und Lisa, sich für ihren nächsten Gig vorzubereiten.

rhj@dali.dk

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