FIGURINES

Im Jahr 2007 hat die dänische Rockband Figurines mit ihrem Album „When the Deer Wore Blue“ internationale Aufmerksamkeit erregt und sich auf eine Tournee durch die USA begeben. Nun sind sie zurück. Wir haben mit ihnen über ihre bisherige Karriere gesprochen, ihre Ansichten über gute Klangqualität und nicht zuletzt über ihr brandneues Album, das sie schlicht „Figurines“ genannt haben.

DAS VERLANGEN NACH MUSIK

Vielleicht haben sich die Figurines dafür entschieden, ihr neues Album „Figurines“ zu nennen, um einen sauberen Bruch mit der Vergangenheit zu vollziehen und gleichzeitig einen Neubeginn zu signalisieren. Auf ihrem dritten Album scheinen Bandname und Albumtitel, Identität und Musik, miteinander zu verschmelzen. Wir hatten Gelegenheit, die Jungs von Figurines per E-Mail zu interviewen, denn sie proben gerade fieberhaft für die anstehenden Tourneen in Dänemark und im Ausland. Christian Hjelm, Claus S. Johansen und Jens Ramon haben unsere Fragen gemeinsam beantwortet – womöglich sind sie mittlerweile wirklich zu einer Einheit verschmolzen. Was denkt das „Gesamtkunstwerk“ Figurines über sein neues Album?

– Verglichen mit unseren früheren Alben markiert „Figurines“ die Rückkehr zu einem spontaneren Songwriting als bei den Titeln auf unserem letzten Album „When the Deer Wore Blue“. In diesem Sinne hat das neue Album mehr mit dem Schaffensprozess beim Album „Skeleton“ zu tun. Der Sound ist eher eine Weiterführung von „When the Deer Wore Blue“. Hier fühlen wir uns vermutlich im Augenblick am meisten zuhause.

Die Band wurde mit klassischen Pop-Songwritern, Gruppen der 1960er wie den Beach Boys und der 1990er-Band Modest Mouse aus Seattle in Zusammenhang gebracht. Figurines denkt jedoch über Presseartikel und Bezüge auf andere Bands nicht allzu viel nach:

– Es klingt vielleicht wie ein Klischee, aber wenn wir bei der Arbeit sind, vergleichen wir uns nicht mit anderen Bands und schauen nicht, was andere tun, erklärt die Gruppe.
– Wir sind in erster Linie an Songs interessiert. In diesem Sinne sind wir Vertreter der alten Musikschule. Was wir an Neuem schaffen, das schaffen wir aus uns selbst heraus und vor dem Hintergrund dessen, was uns inspiriert und involviert. Ziemlich oft verstehen wir die musikalischen Bezüge einfach nicht, die Menschen an unserer Musik festmachen – also dass sie so verschieden zu unseren eigenen Bezügen sind.

Guter Sound heißt, die Ohren zu benutzen
Mit anderen Worten konzentriert sich die Band auf die eigene Musik und natürlich sind Aufnahmeverfahren und Tonqualität in diesem Zusammenhang für die Bandmitglieder sehr wichtig. Für ihr hochgelobtes Album „When the Deer Wore Blue“ haben sie sich in die schwedischen Wälder zurückgezogen, um es authentisch komplett in Analogtechnik aufzunehmen. Das neue Album haben sie in Eigenregie produziert, bearbeitet und abgemischt. Und nun bringen sie es in einer Reihe verschiedener Soundformate heraus.

– Wir tun das, um alle sinnvollen Optionen zu nutzen ... und den Hörvorlieben unserer Fans entgegenzukommen. Unsere Musik muss für jeden zugänglich sein, der sie hören will. Ob als Stream oder in welchem anderen Format auch immer, bestimmen die Leute selbst. Wir haben wirklich hart daran gearbeitet, dass unsere Musik gut klingt. Insofern wäre es reine Energieverschwendung gewesen, wenn wir uns später auf MP3 als einziges verfügbares Format beschränkt hätten.

Auch bei der Aufnahme haben sich die Figurines auf die bestmögliche Tonqualität konzentriert. Ehrlich gesagt stützen die Musiker ihr Urteil über die Klangqualität weniger auf technische Daten:

– Wir denken nicht allzu viel darüber nach, sondern wir benutzen unsere Ohren! So erkennen wir intuitiv, was wir mögen, spätestens wenn wir es hören. „When the Deer Wore Blue“ haben wir in Analogtechnik aufgezeichnet, aber das hatte auch mit dem Rückzug in ein Studio in Schweden zu tun, dem Live-Spielen im Studio und so weiter. Wir sehen das nicht so eng. „Figurines“ wurde beispielsweise digital aufgezeichnet.

Neue Bandmitglieder, mehr Kontrolle im Aufnahmeprozess
Vor der Aufnahme von „Figurines“ sind zwei Bandmitglieder ausgeschieden und die Gruppe ist, zumindest im Studio, offiziell zum Trio geschrumpft. Welche Bedeutung hatte diese Veränderung für die Band und ihren Sound?

– Es hat jedem von uns die Möglichkeit eröffnet, im Aufnahmeprozess zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Jeder von uns hat mehrere Instrumente gespielt und sich freier einbringen können als bei den zwei vorangehenden Alben. Wir haben den Aufnahmeprozess äußerst positiv erlebt und hatten den gesamten Ablauf von Anfang bis Ende unter Kontrolle. Als Menschen und als Band mussten wir zum Ausgangspunkt zurückkehren, das heißt zu der Frage, warum es für uns wichtig ist, Musik zu machen. Wir mussten unser Verlangen nach Musik neu entdecken. Und das ist uns gelungen!

Die Motivation
Bleibt noch der Blick in die Zukunft. Wie schafft es diese Band, deren Mitglieder erst Ende Zwanzig und doch schon „Veteranen“ des Musikgeschäfts sind, sich weiter zu motivieren?

– Das Schreiben neuer Songs, die sich neben unseren engsten Freunden und unseren Familien auch andere Menschen gerne zuhause und auf Konzerten anhören. Und die Bestätigung, dass unsere Musik wichtig für diese Menschen ist. Hinzu kommt, dass wir alle drei von Grund auf kreative Wesen sind. Genau das ist es: Der Wunsch, etwas zu schaffen, und das Wissen, dass es bedeutsam für andere ist.

Internationale Veröffentlichung und anstehende Tournee
Und was haltet ihr für eure Fans in den nächsten sechs Monaten bereit?
– Wir werden eine Tournee mit fünf Konzerten in Dänemark machen, auf der wir zum allerersten Mal Songs aus dem neuen Album spielen. Es werden sechs Musiker auf der Bühne stehen und wie immer wollen wir die Musik, die unser Publikum zuhause vor den eigenen Lautsprechern gehört hat, im Live-Konzert so richtig mit Leben füllen! Wir werden diese Konzerte gemeinsam mit der Band The Kissaway Trail bestreiten und wir sind sicher, dass es fantastische Live-Events werden.
Danach wollen wir wieder im Ausland aktiv werden. Das neue Album soll im Frühjahr 2011 international herauskommen. So weit können wir im Augenblick in die Zukunft schauen.

Live-Auftritte der Figurines gibt es in Dänemark im November 2010 und international im Frühjahr 2011.

In Kürze wird auf der DALI Website auch ein Musikvideo zu sehen sein, nämlich das zur Single „Lucky to Love“. Bis es soweit ist, besuchen Sie doch einmal die Website der Band. Dort ist das neue Album als Download in hoher Qualität, im CD-Format und sogar in einer LP-Version erhältlich.

Besuchen ihr Plattenlabel unter www.morningsiderecords.dk.

rhj@dali.dk