JACCO GARDNER

Jacco Gardner ist ein schräger Vogel in der Musikszene. Er scheint Zeit in seiner üblichen Form nicht zu akzeptieren. Und hat eine ganz eigene Sicht auf die Möglichkeiten und Risiken, die mit der digitalen Evolution ins Haus stehen. Willkommen zu einem jungen Träumer aus den Niederlanden, dem, wie er selbst sagt, “leichte psychedelische Popmusik” gefällt.

DER TRÄUMER

Deine Songs erinnern an die psychedelische Musik in den 60er Jahren. Wie kommt es dazu, dass ein junger Typ aus den Niederlanden diese Art von Musik macht?

- In jungen Jahren war ich ein Träumer und dazu passt die Musik der 60er Jahre hervorragend, sagt Jacco.

- Heute, wo du alles im Internet findest, spielt es keine Rolle mehr, wie alt Musik ist oder wie jung die Leute sind, die sie hören. Es ist alles neu für mich.

Dämmerungsmusik
Wir treffen Jacco während einer Zugfahrt von Hoorn nach Amsterdam. Die Aussicht aus seinem Fenster scheint zu seiner etwas mysteriösen und psychedelischen musikalischen Landschaft zu passen. Man sieht Wiesen und Felder mit Schafen.

Es dämmert und wird schon ziemlich dunkel. Aber der Himmel sieht toll aus und leuchtet orange. So ähnlich ist seine Musik – beispielsweise der hintergründige Song “The One Eyed King”, einer seiner derzeitigen Favoriten. Dieser und beispielsweise das Instrumentalstück “Cabinet of Curiousities” sind Songs von seinem Album, das er gerade selbst gerne hört.

Worum geht’s in “The One Eyed King”?

- Das Lied handelt davon, dass du von Freunden umgeben bist, die depressiv oder traurig sind. Dadurch beginnst du dich zu fragen ob deine eigenen Gefühle wichtig sind oder nicht, wenn es anderen viel schlechter geht als dir, erzählt er. 


Zum Anhören von "The One Eyed King“ hier klicken.

Die Zombies und Pink Floyd waren fantastisch
Genauso liebt er inspirierende Songs wie “Hung Up on a Dream” von The Zombies, “Love” von Old Man und Pink Floyd’s “See Saw” – und hätte sie am liebsten selbst geschrieben.

In diesem Zusammenhang erscheint es logisch, dass es meist die Musik anderer Künstler ist, die ihn beim Schreiben eigener neuer Lieder inspiriert – darunter befinden sich auch einige Überraschungen und weniger bekannte Musiker:

- Ich mag beispielsweise Curt Boettcher, Tom Rapp, Billy Nicholls, Duncan Browne, Brian Wilson (von den Beach Boys) und viele mehr, macht Jacco Gardner eine Reise durch seine musikalischen Favoriten.

Derzeit tourt er gerade mit seiner Band – bis Februar sind sie unterwegs. Anschließend wird er sich Zeit nehmen, an neuem Material zu arbeiten. Im Mai 2014 geht es zurück in die USA zum Austin Psych Fest, worauf er sich heute schon freut.

Ich mag warme analoge Sounds
Wie stehst du als Teil der mit MP3s und kabelloser Signalübertragung groß werdenden Generation zu “gutem” Sound?

- Ich mag warme analoge Sounds. Jeder Ton auf dem Album wurde auf Tonband aufgenommen. Die Abmischung des Albums erfolgte über alte Philips MFB-Boxen aus den 70er Jahren, erzählt Jacco Gardner.

Er macht sich keine Sorgen über die Risiken und Möglichkeiten, die mit der Verfügbarkeit von Songs im Internet, mit Streaming-Angeboten, Social Networks oder YouTube verbunden sind, da er ganz natürlich mit diesen Angeboten aufgewachsen ist.

Keine Angst vor YouTube oder Spotify
- Für mich gab es diese Angebote immer, daher ist es schwer für mich, dies mit der Zeit zu vergleichen, als sie noch nicht existierten. Ich finde es großartig, dass es heute so einfach ist, über Dienste wie YouTube oder Spotify neue Musik zu entdecken, meint Jacco Gardner.

Jacco Gardner scheint sich nicht sonderlich für Trends und Mode zu interessieren. Er mag einfach die Musik, die ihm gefällt – auch wenn es hier eine offensichtliche Tendenz gibt:

Auf dem Weg zu neuen Horizonten
- Es passieren gerade einige coole Dinge. Aber grundsätzlich mag ich es immer noch am liebsten, Musik zu hören, die mich vollkommen zu einem anderen Ort entführt. Und dies ist meist ältere Musik, beendet der erst 24jährige Jacco Gardner dieses Dämmerlicht-Interview auf dem Weg nach Amsterdam unter orangefarbenem Himmel.

www.jaccogardner.com  - Rune H. Jensen

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